mingo + satke

Audiovisuelle Performance mit der Videokünstlerin Mingo

Hexenringe - Teufelskreise - Datenschleifen

visual artsDieses Projekt verdankt seinen Titel der Idee zyklischer Kausalität: Daten strömen in (oft mehreren, miteinander verschlungenen) kreisförmigen Bahnen, transportieren und transformieren physikalische Continua, die sich letztendlich im Video- bzw. Audio-Output als wahrnehmungspsychologisch unabhängige Qualitäten erweisen. Visuelle und auditive Wahrnehmungswelten werden ineinander übergeführt, einander beeinflussend überlagert und mit theatralischen sowie narrativen Momenten ergänzt. Naturwissenschaftliche Phänomene (z.B.: die Brown’sche Bewegung) und Theoreme (Spieltheorie, Chaos-Forschung) halten vielfach als Inspirationsquelle her und erfahren eine ästhetische Abbildung.

Licht & Schatten 1

Licht & Schatten 1 kann als Nachbemerkung zu Dieter Schnebels Pionierwerk Solo für einen Dirigenten angesehen werden: Auf einer quasi „Dirigierpartitur“ – einer fast waagrechten Fläche im A3-Format – sind Fotozellen angebracht, die von oben beleuchtet, und von den Händen des „Dirigenten“ beschattet werden. Die analogen Widerstandsschwankungen der Fotozellen werden digitalisiert, wodurch ein Interface geschaffen ist, das es erlaubt, auf die Musik-Generierung des angeschlossenen Computers mittels dirigier-ähnlicher Handbewegungen Einfluss zu nehmen. Eine Funk-Kamera filmt die Handbewegungen des „Dirigenten“, dieses Signal wird auf einem analogen Videomischpult mit computergenerierten Bildern live gemischt. Das Ausgangsmaterial für die Video-Loops sind Großaufnahmen von „sprechenden“ Händen aus expressionistischen Stummfilmklassikern wie Das Kabinett des Dr. Caligari oder Pandora’s Box.

Licht & Schatten 2

In dieser zweiten Version von Licht & Schatten wird die menschliche Einflusszone wird vom bescheidenen A3 auf das Großformat der Video-Projektionsfläche (nun ebenfalls mit Fotozellen bestückt) vergrößert, der ganze Körper des Performers dient nun als Instrument zur Steuerung der Musik-Generierung. Der Kreis, der in Licht & Schatten 1 noch offen geblieben ist, wird in Licht & Schatten 2 geschlossen: Die digitalisierten Signale der Fotozellen werden nämlich sowohl an den Musik-, als auch an den Video-Computer gesendet. Auf letzterem lösen sie sie Animationen im Sektor des entsprechenden Sensors, wirken somit auf diesen zurück und beeinflussen so – in schwer vorhersehbarer Weise – den weiteren Verlauf von Musik und Video. Ein zusätzlicher Faktor kommt ins Spiel, sobald ein virtueller Performer projiziert wird, der sein menschliches Pendant überlagert und wie dieses auditive und visuelle Ereignisse hervorruft.

city lights

Am Anfang von City Lights steht das Bild. Nach klanglichen Kriterien wurden die Motive – vornehmlich Nachtaufnahmen von Wien – ausgewählt, nach klanglichen Kriterien die Fotos bearbeitet, um schließlich mit Hilfe der Software Coagula zu Klängen gerendert zu werden. Andere Klänge sind in  City Lights nicht zu hören.
Bei der Live-Performance werden diese aus Fotos generierten Sounds mit einer Midi-Gitarre getriggert, die gleichen Midi-Signale werden an den Video-Computer geleitet, um dort die entsprechenden Bilder abzurufen.
Diese „Soundbilder“ werden in der Projektion mit Videos, die in den Straßen und U-Bahn-Stationen Wiens gedreht wurden, überlagert. Den geometrischen, technischen, minimalistischen und oft glitzernden City Lights Images werden so im Livemix die Aufnahmen einer bevölkerten und manchmal neurotischen Großstadt hinzugefügt.

clustering echoes

Aus der Diskrepanz der zwanglläufig begrenzten Genauigkeit menschlichen Instrumentalspiels einerseits, und der Präzision computerisierter Quantisierung auf einen nur wenige Millisekunden breiten Raster andererseits, entstehen in clustering echoes musikalische Strukturen mit eigener ästhetischer Qualität.
Die entstehenden rhythmischen Cluster lassen sich sehr gut visualisieren. Mittels Midi-Controller-Daten wird ein Synchronisationsraster erzeugt, innerhalb dessen eine freie Improvisation des VJs möglich ist.
Im Video-Livemix wird so ein Bakterium unter dem Mikroskop zur schwingenden Saite, filigran und vibrierend. Ein optisches Aquivalent zu den clustering echoes. Gleichzeitig machen die wuchtigen Nachtbilder des Meeres die emotionale Seite des Stückes auf einer abstrakten und ein wenig verstörenden Ebene bewusst.

Rubikon

Rubik's CubeWer schon versucht hat, den Rubik’s Cube zu Lösen, kennt das Phänomen: Um den geordneten (farblich homogenen) Zustand zu erreichen, muss bereits erreichte Ordnung vorübergehend zersetzt werden. Dieses „Pulsieren“ von Ordnung (Homogenität), das während eines Lösungsgangs auftritt, wird in Rubikon musikalisch abgebildet, die eigentümliche geometrische Ästhetik des Würfels fließt bildlich in den Video-Act ein, wodurch zugleich der musikalische Prozess erklärt wird.
Ursprünglich als Komposition/Improvisationsgrundlage für Instrumental-Ensemble angelegt, erwies sich Rubikon als ideales Computerstück, denn die Spielregeln sind sehr kompliziert und musizierenden Menschen nur schwer zumutbar.
In dieser elektronischen Version „inprovisieren“ innerhalb des Computerprogramms mehrere voneinander unabhängige Algorithmen nach den Vorgaben, die sich aus dem aktuellen Zustand des Würfels ergeben.
Zu den Spielregeln  sei hier nur so viel angemerkt, dass es sich im weitesten Sinn um ein Zwölftonspiel handelt (den 12 Kantensteinen sind die 12 Töne zugeordnet), dass auch die verwendeten Rhythmen der Verteilung einer Farbe über die Oberfläche des Würfels entsprechen, und dass sich die Spielweisen/Spielregeln je nach erreichtem Ordnungsgrad ändern.

 

Karin Heide aka vj mingo

1968 in Graz geboren,vj mingo
lebt und arbeitet seit 1994 in Wien

Schnittstudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Wien (Abteilung Film und Fernsehen)

Seit 1997 als Cutterin und Mediengestalterin tätig

Seit 1998 zahlreiche Auftritte als VJ im In- und Ausland auf Festivals und im Clubkontext (u.a. TripleX Festival, Amsterdam, Muffat Halle München, Jazzfest Wien, steirischer herbst, Diagonale Filmfestival)

Kooperationen mit verschiedenen Musikern und Labels hauptsächlich aus dem Umfeld der elektronischen Musik (u.a. KonsortenTM, fabrique records, MUM, kleinrecords, top10 records, Gameboymusicclub Vienna);
Live Videoshows, Musikvideos, Plattencovers

Workshops und Lectures u.a. v-Stream21 (Kunstuniversität Linz), ars electronica 2002, steirischer herbst 2002

Seit 2002 Lehrbeauftragte an der Fachhochschule Johanneum in Graz in den Studiengängen Informationsdesign / Industrialdesign (Digitale Videoproduction)