Stille Post

für Bläserensemble

Was dem Spiel »Stille Post« den Reiz verleiht ist im wesentlichen die unfreiwillige (manchmal auch vorsätzlich-boshafte) Veränderung einer Information, die unter den spielenden weitergegeben wird.
Auch Mißverständnisse können das Spiel beleben, wenn etwa jemand, der (die) gar nicht angesprochen war, etwas aufschnappt und weitersagt (z.B.: Tenor Sax 2: Takt 2, Posaune 2: Takt 77f), wodurch bisweilen zwei oder mehrere Informationen gleichzeitig die Runde machen (z.B.: Takt 2 – 9, Takt 78 – 94).
Natürlich muß man bei so einem Spiel auch mit unkonzentrierten Teilnehmer(inne)n rechnen, die den Ablauf des Spiels durch undiszipliniertes Schwätzen stören (Takt 23 – 30). Dann ist es notwendig, daß sich jemand findet, der (die) die Störenfriede wieder zur Ordnung ruft (Posaune 1, Takt 31 – 34).
Bei konzentriertem Spiel wird die Spannung um so größer, je leiser die Information weitergegeben wird. Auch bei scheinbar völliger Lautlosigkeit (Takt 69 – 75) darf die Spannung nicht abreißen.
Wenn es durch eine Serie von Mißverständnissen so weit gekommen ist, daß alle »reden«, muß sich jemand finden der (die) das Spiel für beendet erklärt (Trompeten, Takt 93).

In dieser Form könnte also Stille Post unter Instrumentalist(inn)en improvisiert werden. Hier liegt nun eine auskomponierte Version vor, die aber auch einige improvisatorische Freiräume läßt (»Instrumentalgemurmel« Takt 23 – 30). Auch bei einigen (obwohl ausnotierten) solistischen Stellen (Posaune 1 [Takt 31 – 34], Dialog Tuba - Tenorhorn [Takt 10 – 12], Dialog Tenorhorn - Posaune 1 [Takt 76 – 79]) ist improvisierendes Variieren durchaus zulässig.
Die Anordnung der Instrumente in der Partitur entspricht der Aufstellung der musizierenden (somit der Struktur des Stücks) und weicht daher vom geläufigen Partiturbild ab.
Zum Umgang mit den Noten muß noch bemerkt werden, daß Stille Post eine szenische Komposition ist. Jede Phrase soll also wirklich dem (der) Nachbar(i)n zugeraunt (bzw. zugebrüllt), nicht jedoch ins Notenpult geblasen werden.