Version 2009 für Sopran und Streichquartett
Version 2025 für Vokalquintett (S MS T Bar B) und Streichquartett
Obwohl es schon Jahrzehnte her ist, kann ich mich noch gut an meine erste Begegnung mit Peter Handke’s Hilferufen erinnern: Dass es in der Schule war, ist schon außergewöhnlich genug, wird aber noch übertroffen durch den Umstand, dass wir die Hilferufe nicht etwa in der Deutschstunde (wo wir höchst verdienstvoller Weise Kaspar kennenlernten), sondern in der Pause lasen.
In diesem Text - ein Theaterstück für zwei oder mehr Personen - trägt der Autor eine Fülle von verbalen Gemeinplätzen zusammen, die Mitte der 1960-er Jahre unsere verbale Umwelt ausmachten: Zeitungs- und Rundfunk-Meldungen, Hinweise, Ge- und Verbote, Werbetexte..., sogar das Lateinbuch der AHS wird zitiert. All diesen Worthülsen wird mit einem entschiedenen „Nein“ entgegnet.
Der Text weist eine sehr klare Struktur auf:
Aussage und Verneinung wechseln einander ab.
Der Vertonung liegt eine ebenso klare Matrix aus „Dreiklängen“ und Hexachorden zugrunde:
Während des Ablaufs bewegen wir uns auf den unterschiedlichsten Wegen (siehe „Marschpläne“ links) durch diese Matrix.
Bei Version 2009 trägt die Solistin die Aussagen mit dem Tonvorrat des aktuellen Hexachords vor, die StreicherInnen quittieren die Aussage mit einem „Nein“, bekräftigt durch den planmäßigen Dreiklang.
Bei Version 2025 werden die Aussagen von einer bis maximal drei der Vokalist*innen vorgetragen, die übrigen Vokalist*innen verneinen.
Erst die allerletzten Aussagen („Hilfe“) erfahren eine Bejahung (und eine alternative Matrix).
Version 2009 uraufgeführt am 12.02.2010 durch Daniela Küblböck (Sopran),
Botakoz Mukasheva (vl), Hyewon Lim (vl), Cynthia Liao (vla) und Edda Breit (vlc)